Dem Salz auf der Spur – Ein Besuch in den Westfälischen Salzwelten | Christin Fleige, 30. Juni 2017, Historisches Seminar, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

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„Bad Sassendorf? Da war mein Opa mal zur Kur!“ So ähnlich lautet der erste Gedanke, der mir durch den Kopf geht, als ich erfahre, dass es im Rahmen eines Uni-Seminars auch auf eine Exkursion in das Museum Westfälische Salzwelten in Bad Sassendorf geht. Dass der Ort für seine Bedeutung als Kurort bekannt ist, weiß ich schon (das Seminar behandelt immerhin die Geschichte der Badekultur in Westfalen). Dass er neben Kurkliniken und –parks aber noch einiges mehr zu bieten hat, ist spätestens am Ende der Exkursion klar.
Schon von außen macht das Museum einen freundlichen und einladenden Eindruck. Es befindet sich auf dem Hof Haulle, einem über 600 Jahre alten restaurierten Gehöft. Ein moderner gläserner Anbau ragt wie ein riesiger Salzkristall aus der Kulturscheune, in der die Ausstellung untergebracht ist, und gibt einen ersten Hinweis auf das Thema, das uns die nächsten zwei Stunden beschäftigen wird.
Noch nicht ganz sicher, was mich und meine KommilitonInnen erwarten wird, geht es also in die Ausstellung, die von einem strahlend weißen Salzkristall in einem ansonsten pechschwarzen Raum eröffnet wird. Hier stelle ich mir zum ersten Mal die Frage, was ich selbst mit Salz und Sole verbinde. Klar, ich benutze Salz jeden Tag zum Kochen. In der Nähe meines Heimatortes gibt es ein Natur-Solebad, in dem ich als Kind viele Sonntagvormittage mit meiner Familie verbracht habe. Aber dann hört es auch schon fast auf mit meinen persönlichen Assoziationen zum Thema. Höchste Zeit, dass ich mein Wissen über das Salz ein wenig aufbessere!
Die erste Station der Ausstellung behandelt die kulturelle Bedeutung des Salzes – eine Perspektive, aus der wohl die wenigsten schon einmal über das Thema nachgedacht haben. Das ist umso erstaunlicher, weil es so vermeintlich gewöhnliche, unspektakuläre Dinge sind, in denen sich der Zusammenhang von Salz und Kultur zeigt – z. B. im Märchenbuch. Zwar bin ich mit den Grimm’schen Märchen aufgewachsen, doch erst als ich in der Ausstellung die Märchensammlung So lieb wie das Salz entdecke, wird mir bewusst, in wie vielen Erzählungen das Motiv des Salzes tatsächlich vorkommt. Ein anderes Beispiel: Nachdem ich im letzten Jahr umgezogen bin, habe ich von so vielen Freunden und Bekannten Salz und Brot zur Einweihung bekommen, dass mein Salzvorrat vermutlich für die nächsten zehn Jahre gedeckt ist. Wo der Ursprung dieses typischen Einzugsgeschenkes liegt, habe ich trotzdem nie wirklich hinterfragt. Jetzt weiß ich es, denn in der Ausstellung werden dieser und viele andere Bräuche rund um das Salz erklärt.
Im nächsten Raum geht es naturwissenschaftlicher zu. Wie entsteht Sole? Wie ist Salz chemisch zu erklären? Wie entsteht ein Salzkristall? Was im ersten Moment für einen naturwissenschaftlich eher weniger Begabten wie mich ein wenig abschreckend klingt, gestaltet sich tatsächlich zur aufschlussreichen und lohnenswerten Entdeckungstour. Es gibt viele interaktive Stationen zum Selbst-Aktivwerden und Ausprobieren, und zwar mit allen Sinnen: Ich kann nicht nur verschiedene Salzarten unter dem Mikroskop betrachten, sondern auch einen Salzkristall und andere Mineralien anfassen und Salze aus verschiedenen Regionen der Welt probieren.
Schließlich wird natürlich noch der Bogen zur Geschichte Bad Sassendorfs geschlagen, wenn es darum geht, wie Salz in Bad Sassendorf gewonnen wurde und welche Bedeutung das „weiße Gold“ für den Ort und die gesamte Hellwegregion hatte. Auch hier gibt es wieder einige Stationen zum Mitmachen – so erfahre ich, wie man früher Salz gesotten hat, indem ich mich selbst als Siedeknecht an der Siedepfanne versuche.
Bis hierhin erinnert die Gestaltung der Ausstellungsräume an das Innere eines Salzbergwerkes und ist dementsprechend eher dunkel und kantig gestaltet. Umso stärker ist der Gegensatz, als es auf dem Weg zum zweiten Teil der Ausstellung durch den gläsernen Salzkristall-Anbau geht, wo die Sonne interessante Muster in den hellen Raum wirft. Das Obergeschoss ist hell und einladend gestaltet – hier wird die Bedeutung von Salz im Alltag und die gesundheitliche Wirkung von Salz und Sole thematisiert. Ich erfahre sowohl, in welchen Alltagsprodukten Salz steckt, als auch, wie Salz gegen Halsschmerzen helfen kann. Ein Highlight ist für mich persönlich die Soleverneblungskammer, in der man die Wirkung der Sole auf den Körper direkt selbst testen kann – Ausprobieren lohnt sich auch hier!
Last but not least geht es noch eine Etage höher in die aktuelle Sonderausstellung, in der gleich zwei Jubiläen Anlass zum Feiern geben: 200 Jahre Baden in Westfalen und 40 Jahre Solethermalbad in Bad Sassendorf. Es werden wieder interaktive moderne Medien eingesetzt, sodass ich mich nicht nur durch eine Fülle an historischen Quellen und Bildern klicken, sondern auch digital mein eigenes Wunsch-Thermalbad bauen kann!
Am Ende meines Besuches kann ich festhalten: Das Thema Salz ist definitiv umfangreicher und vielseitiger, als ich erwartet hätte. Ich habe durch den Besuch der Westfälischen Salzwelten nicht einfach nur mein Wissen darüber erweitert, sondern eine ganz neue Blickweise darauf bekommen. Die Ausstellung beleuchtet das Thema von so vielen verschiedenen Seiten, dass sie garantiert für jeden etwas bereit hält – für neugierige Naturwissenschaftler und experimentierfreudige Entdecker ebenso wie für Geschichtsinteressierte und Gesundheitsbewusste, die hier noch den einen oder anderen Alltagstipp mitnehmen können.