Solche Ausflüge machen ganz besonderen Spaß! Bad Sassendorf ist mit dem Auto gerade mal eine Dreiviertelstunde weit weg, und auch mit dem Zug ist es von Paderborn aus ganz komfortabel zu erreichen (mit der Fahrkarte bekommt man dann sogar noch einen Rabatt auf den Eintritt). Und doch mussten wir erst durch Zufall darauf aufmerksam werden, dass es dort seit 2015 das Erlebnismuseum Westfälische Salzwelten gibt, ein Museum, in dem sich alles um dieses weiße Gold dreht. Der Ort verdankte nämlich lange Zeit einen gewissen Wohlstand dem Sieden von Salz aus dem Wasser der eigenen Sole-Quellen. Diese Quellen prägen auch heute das Ortsbild noch an vielen Stellen. Inzwischen aber ist aus der Salzsiedestadt ein Kurort geworden, in dem man auch Wellness und Erholung betreiben kann. Und man kann einiges über Salz und seine kulturgeschichtliche Bedeutung lernen, wie eben in den noch recht jungen Salzwelten.
Das Museum ist Teil eines Erlebnisareals, in dem auch viele Veranstaltungen stattfinden. Mit dem gläsernen Salzkristall, der aus einer Museumswand ins Freie hinausragt, sticht es schon architektonisch ins Auge. Beim Betreten des Fachwerkbaus dann funkeln den Besuchern schon echte Salzsteine aus dem kleinen Museumsshop entgegen. Und wenn man sich dort schon vor der Besichtigung umschaut, ist endgültig Schluss mit der Vorstellung, dass Salz halt einfach Salz ist: Hier werden Spezialitäten aus aller Welt angeboten. Eltern sehen sich im Shop übrigens zudem der Aufgabe gegenüber, ihre Kinder davon abzuhalten, den Riesensalzstein mal anzulecken…
Die Ausstellung führt auf zwei Etagen durch mehrere Räume. Das Erdgeschoss beschäftigt sich mit dem Salz an sich, mit Kristallen, Chemie und der Verbreitung auf der Welt. Aber auch die Geschichte und das Leben mit dem Salz in Bad Sassendorf wird dargestellt. Durch den Glaskristall führt eine Treppe ins Obergeschoss, wo sich die Ausstellung ausführlich dem Salz und der Sole als Gesundbrunnen und Kurmittel, aber auch der heutigen Bedeutung im Alltag und der Ernährung widmet. Man merkt den Salzwelten deutlich an, dass sie noch recht neu sind, denn alles ist sehr modern aufbereitet. Die Auswahl der Exponate ist wirklich interessant und sie wird obendrein noch spannend präsentiert. Nicht nur für Familien attraktiv ist der große Anteil von interaktiven Ausstellungsstationen, die sich nicht auf Knöpfe drücken und Klappen öffnen beschränken. Man kann einatmen, Probe sitzen, liegen und lauschen und vieles mehr.
Und für unser Testteam gab es noch mehr zum Mitmachen, denn wir durften eine neu konzipierte Erlebnisführung ausprobieren. Jessica Hartmann, die kaufmännische Leiterin des Museums, und Jeanette Metz, die Museumspädagogin, begrüßten uns im Foyer und nahmen uns auf eine Themenreise zum „Baden“ mit durch die Salzwelten. Dazu tauchten wir an verschiedenen vorbereiteten Stationen in die Hygienegeschichte ein. Wir sortierten Abbildungen von Badevorrichtungen von der Antike über Mittelalter und Jahrhundertwende bis ins 20. Jahrhundert. Wir machten beispielsweise Halt bei den alten Römern, für die das Wasser eher der Erholung als der Reinlichkeit diente, oder probierten die Wirkung von Puder statt Wasser auf der Haut aus, um nur ein paar unserer Mitmachpunkte zu nennen. Dabei erfuhren wir viel Neues und lernten einiges Erstaunliches. Den Bogen zum Salz schlugen wir am Ende mit einem Workshop, in dem sich jede und jeder ein eigenes Badesalz mischen durfte.
ELTERNMEINUNG
Ganz ehrlich: Wer hätte gedacht, dass Salz ein so ergiebiges und vielschichtiges Thema sein könnte. Und wer hätte erwartet, wie packend und zugleich lehrreich man das Thema „Baden“ in diesem Zusammenhang aufbereiten kann? Wir jedenfalls waren sehr angenehm überrascht von den Salzwelten. Schon die Ausstellung an sich ist sehenswert, und hier ist es gelungen, dass man sich dem Thema auch ohne spezielle Führung gut und abwechslungsreich nähern kann. Allerdings bietet das Museum noch viele weitere verschiedene Workshops, Führungen und Events an, bei denen ganz sicher für jeden Geschmack was im Programm ist. Auch Kindergeburtstage kann man hier mit interessanten Aktionen feiern.
Das Thema „Baden“ hielt auch für uns noch viel Neues bereit, sortierte punktuelles Wissen chronologisch und rückte schief Gelerntes gerade. Stimmt nämlich gar nicht, dass im Mittelalter alle dreckig und ungewaschen waren, zum Beispiel. Die Salzwelten heißen vollkommen zurecht nicht schon im Namen Museum, denn sie sind mehr als nur ein Ausstellungsort. Tatsächlich kann man hier in verschiedene Welten abtauchen, die das Salz eröffnet, und man kann erleben und erfahren. Das hat natürlich auch den Kindern sehr viel Spaß gemacht.
Ein nettes Café und ein gut sortierter Museumsshop dazu, aber auch ein schönes Außengelände mit Spielplatz machen den Ausflug rund!
KINDERMEINUNG
Das Entsetzen war mit Händen zu greifen, als Museumspädagogin Jeanette Metz uns begrüßte und verkündete, dass es heute ums Baden und Waschen gehen würde. Und dann folgte ein großes Gepolter, mit dem Steine von Herzen fielen, als sie auflöste, dass uns eher Theorie und kleine praktische Beispiele erwarteten. Manch einer fand es nämlich womöglich gar nicht so abwegig, dass man zeitweise dachte, Wasser könnte ganz allgemein der Gesundheit schaden. Für Haare und überhaupt, wenn es von oben kommt, ist es doch ganz bestimmt voll schädlich, oder? Jungen und Mädchen im Alter von 7 bis 11 Jahren hatten wir dabei, und es gelang ohne jedes Problem, für alle in der Ausstellung Interessantes zu finden und sie mit der Themenführung zu begeistern. Überhaupt ist dreckig und sauber ein Spannungsfeld, das offenbar in Familien eine große Rolle spielt und damit für die Kinder besonders interessant ist.
Da wir mit dem Programm angefangen hatten, aber noch keiner das Museum kannte, musste dies im Anschluss noch in aller Ruhe besichtigt werden. Und das ganz ehrlich, auf vielfachen Wunsch der Kinder, ohne dass die Erwachsenen das vorgeschlagen hätten. Zu viel Spannendes hatten sie beim Durch- und Vorbeigehen schon entdeckt. Eine Verkleidungskiste, mir der man sich in die Hoch-Zeit des Salzsiedens zurückversetzen kann, machte zum Beispiel großen Spaß. Matrosenanzüge und Häubchen – entzückend!
Erwartungsgemäß lobten hinterher alle, dass man so viel aktiv machen und ausprobieren konnte. Die Wasseralternativen mit Öl und Puder wurden sehr interessiert probiert und erwogen. Letztlich aber machte das Zusammenstellen eines eigenen Badesalzes am allermeisten Spaß. Dabei konnten die Nachwuchsparfümeure schwelgen in Blüten, Düften und Farben. Das Ergebnis wurde stolz benannt, geschmückt und abends direkt in der Badewanne getestet. Die scheint dann doch letztlich ganz okay zu sein…